Der Portugiesische Wasserhund gilt allgemein als robuste und langlebige Rasse, ist jedoch, wie viele reinrassige Hunde, anfällig für bestimmte erblich bedingte Erkrankungen. Mittlerweile gibt es einige Gentests für den Portugiesischen Wasserhund, welche das Auftreten vieler Krankheiten verhindern können.
Wenn es so viele Gentests für eine Rasse gibt, ist die Frage berechtigt, ob diese Rasse besonders krank ist.
Da der Portugiesische Wasserhund in den 1970er Jahren fast ausgestorben war und es weltweit nur noch 50 registrierte Hunde gab, basiert die nachfolgende Zucht auf einem sehr kleinen Genpool. Um die Rasse zu erhalten, mussten sehr enge Linien gezüchtet werden, was zum Auftreten einiger Krankheiten führte. Einige wohlhabende Amerikaner setzten sich für die Rasse ein und investierten viel Geld in die Entwicklung von Gentests. Dadurch ist die Rasse in den letzten Jahrzehnten sehr gesund geworden, was die Gentests allerdings nicht verzichtbar werden lässt. Im Gegenteil: für eine erfolgreiche und gesunde Zucht sind sie unerlässlich.
Für die folgenden Krankheiten gibt es Gentests:
GM1-Gangliosidose
Die GM1-Gangliosidose ist eine lysosomale Speicherkrankheit, die zu neurologischen Ausfällen führt. Nach unauffälliger Welpenentwicklung treten die ersten Symptome im Alter von 3-8 Wochen auf: verminderte Gewichtszunahme, ungeschickter Gang, Kopfwackeln, Nystagmus. Mit zunehmendem Alter verstärken sich die Symptome. Im Alter von etwa 8 Monaten sterben die meisten Hunde an der Krankheit oder werden euthanasiert. Eine Therapie ist derzeit nicht möglich.
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prcd-PRA
Die progressive Retina-Atrophie (PRA) ist eine Augenerkrankung, die zu einer Degeneration der Netzhaut (Retina) und bei fortschreitendem Verlauf zur Erblindung führt. Die Netzhaut, die sich im hinteren Teil des Auges befindet, ist für die Entstehung von Bildern verantwortlich und besteht aus Lichtsinneszellen (Photorezeptorzellen) und spezialisierten Nervenzellen. Man unterscheidet zwei Arten von Fotorezeptoren: Stäbchen und Zapfen. Die Stäbchenzellen sind auf das Dämmerungs- und Kontrastsehen spezialisiert. Die Zapfenzellen dagegen auf das Tages- und Farbsehen. Bei der prcd-PRA verlieren zunächst die Stäbchenzellen ihre normale Funktion, was zu einer fortschreitenden Nachtblindheit und einem Verlust der Adaptationsfähigkeit des Sehens führt. In einem späteren Stadium werden auch die Zapfenzellen zerstört, was schließlich zur vollständigen Erblindung des Hundes führt. Die klinischen Symptome treten in der Regel bereits in der frühen Jugend auf, bei verschiedenen Hunderassen jedoch zu unterschiedlichen Zeitpunkten.
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eo-PRA
Beim Portugiesischen Wasserhund und beim Spanischen Wasserhund gibt es neben der prcd-PRA, deren Symptome eher im späteren Lebensalter auftreten, die so genannte early-onset-PRA (eo-PRA), die bereits in jungen Jahren zu Sehstörungen führen kann. Besitzer von Hunden mit eo-PRA berichten von ersten Sehstörungen im Alter von etwa 1,5 Jahren, während die Hunde im Alter von 4,5 Jahren bereits als weitgehend blind beschrieben werden. Die eo-PRA wird durch eine Variante im PDE6B-Gen verursacht, die autosomal rezessiv vererbt wird.
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CDDY & CDPA
Chondrodystrophie (CDDY) und/oder Chondrodysplasie (CDPA) führen bei vielen Hunderassen zu verkürzten Beinen. Die CDDY ist mit einem erhöhten Risiko für einen Bandscheibenvorfall (Hansen’s Type I Intervertebral Disc Disease, IVDD) verbunden. CDPA ist vor allem bei kurzbeinigen Rassen wie Basset, Welsh Corgi, Pembroke, Dackel, West Highland White Terrier und Scotch Terrier bekannt. CDPA wird autosomal-dominant vererbt, CDDY wird hinsichtlich der Beinlänge semidominant vererbt, d.h. heterozygote Hunde haben kürzere Beine als homozygote Hunde und homozygote Hunde haben noch kürzere Beine als heterozygote Hunde. Das IVDD-Risiko wird autosomal-dominant vererbt, d.h. bereits eine Kopie des veränderten Chromosoms erhöht das Risiko signifikant.Wir bieten den kombinierten Test für CDPA und CDDY an, um den Züchtern die Möglichkeit zu geben, CDDY zu vermeiden und CDPA zu bevorzugen. So kann die typische kurze Beinlänge (durch CDPA) erhalten und das Risiko für IVDD minimiert werden.Die Prävalenz der für CDPA und CDDY verantwortlichen Genvarianten sowie die Wechselwirkung zwischen diesen beiden Varianten sind Gegenstand weiterer Forschung.
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Mikrophthalmie
Unter Mikrophthalmie versteht man die unvollständige oder ungewöhnlich kleine Ausbildung eines oder beider Augen. Diese Erkrankung kann erblich bedingt sein und durch einen vorgeburtlichen Vitamin-A-Mangel hervorgerufen werden.
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JDCM
Die juvenile dilatative Kardiomyopathie (JDCM) ist eine rezessiv vererbte Erkrankung, die in der Regel zwischen der 5. Lebenswoche und dem 7. Die Krankheit äußert sich durch Symptome wie Appetitlosigkeit, Antriebslosigkeit, Schwäche, Erbrechen und Atemnot. Vom ersten Symptom bis zum Tod des Hundes vergehen nur 12 bis 24 Stunden. Manche Hunde werden von ihren Besitzern sogar ohne vorherige Symptome tot aufgefunden. Ein Heilmittel für diese Krankheit ist nicht bekannt. Beide Elterntiere müssen Träger des Gens sein, um es an den Welpen weiterzugeben, damit dieser erkrankt.
IC – Improper Coat
Für einige Rauhaar-Rassen ist das Gen RSPO2 entscheidend. Es ist unabhängig von der Länge des Deckhaares und tritt in zwei Varianten auf. Hunde mit der Genvariante (Allel) „Furnishing“ haben längere Bart- und Augenbrauenhaare. Dieses Allel wird dominant über die entgegengesetzte Variante „unfurnished“ (= „satin“) vererbt, d.h. wenn ein Hund beide Allele gemischt (von beiden Elterntieren) besitzt, entspricht sein Aussehen dem rauhhaarigen Typ. Bei der Verpaarung zweier solcher Trägertiere können dann Welpen ohne Furnishing auftreten, wenn sie von beiden Eltern jeweils die Variante satin vererbt bekommen. Diese Fellvariante ohne Ausprägung der Rauhaarigkeit wird beim Portugiesischen Wasserhund auch als „Improper Coat“ bezeichnet. Hunde mit IC haben nicht das klassische Fell eines Portugiesischen Wasserhundes, sondern ein kürzeres Fell mit Unterwolle und sind daher definitiv nicht für Allergiker geeignet.
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Außerdem gibt es folgende rassespezifischen Krankheiten:
Follikeldysplasie
Bei der Follikeldysplasie handelt es sich um eine genetisch bedingte Fehlentwicklung der Haarfollikel, wodurch es zu Haarverlust besonders an der Brust, den Flanken, am Rücken und rund um die Augen und den Analbereich kommt. Follikeldysplasie kann auftreten wenn man zwei Curlys miteinander verpaart, was folglich keinesfalls geschehen sollte.
Quelle: Portugiesischer Wasserhund, S. Hirtz-Schmidt
Hüftgelenksdysplasie
Die Untersuchung der Elterntiere auf HD ist für Züchter selbstverständlich und wird vom VDH auch vorgeschrieben. Es gibt 5 HD-Grade von A bis D, wobei A für HD-frei und D für schwere HD steht.
Quelle: Portugiesischer Wasserhund, S. Hirtz-Schmidt
Morbus Addison (Hypoadrenokortizismus oder Nebennierenrindeninsuffizienz)
Bei Morbus Addison handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, die die Zellen der Nebennierenrinde so zerstört, dass zu wenig Cortisol und andere wichtige Hormone ausgeschüttet werden. Die Symptome wie Lustlosigkeit, Fressunlust und leichte Ermüdbarkeit werden oft nicht erkannt.
In den USA wir intensiv an der Vererbbarkeit von Morbus Addison geforscht, so dass hoffentlich bald auch zu dieser Erkrankung ein Gentest verfügbar sein wird.
Quelle: Portugiesischer Wasserhund, S. Hirtz-Schmidt